22 August 2021

1989 - Carlos Santana & John Lee Hooker - The Healer

Das Duett The Healer erschien 1989 auf dem gleichnamigen Album von John Lee Hooker als Titel- und Eingangssong. Hooker war zu dem Zeitpunkt 72 Jahre alt und konnte auf ein erfolgreiches Leben als Blues-Gott zurückblicken, der seit den 1940er Jahren den Delta Blues (Blues aus dem Mississippi-Delta) stark mitprägte. Der als Gitarrist bekannte Carlos Santana war einer der Gastmusiker auf dem Album.

Er veröffentlichte 1948 seine ersten Singles und konnte mit Boogie Chillen' direkt einen Bluesklassiker und No-1-Hit der Billboard-R&B-Charts landen, seitdem folgten Single auf Single und seit 1959 Album auf Album. I'm in the Mood von 1951, auf dem 1989er-Album The Healer in einer grammy-prämierten Version mit Bonnie Raitt enthalten, wurde ebenfalls zu einem Millionenseller und so produzierte er einen Blueshit nach dem anderen. Über seine über 50 Jahre andauernden Karriere hat er wahrscheinlich mehr als 500 Songs geschrieben und gesungen und dabei seinen Stil immer neu entwickelt. 1980 wurde er entsprechend in die Blues Hall of Fame aufgenommen, 1991 aufgrund seines Einflusses auf Bluesrockbands wie The Rolling Stones, The Yardbirds, The Animals und viele andere zusätzlich in die Rock'n Roll Hall of Fame. Ebenfalls 1980 hatte er Gatsauftritte in dem Kultfilm Blues Brothers und spielte dort seine Songs Boom Boom und Boogie Chillen'.

Trotz dieser Erfolge war das Album The Healer die Erstbegnung des Autors dieser Zeilen mit John Lee Hooker. Er hatte sich hier mit mehreren Gastmusikern zusammengetan, um einige Klassiker und neue Songs aufzunehmen. The Healer spielte er gemeinsam mit Carlos Santana, I'm in the Mood mit Bonnie Riatt, zudem Canned Heat, Los Lobos, George Thorogood und Charlie Musselwhite Duette auf dem Album mit Hooker, der das Album mit weiteren Titeln zu einem unheimlich intensiven Gesamtwerk abrundete.


Mehr Infos:

21 August 2021

1995 - Clawfinger - Do What I Say

    When I grow up there will be a day
    When everybody has to do what I say 

Eingesungen von einem kleinen Jungen mit Superheldenmaske machen diese Worte nachdenklich bis verstörend. Das Lied erschien 1995 auf dem zweiten Album der schwedisch-norwegischen Band Clawfinger mit dem bedeutungsträchtigen Titel Use your Brain.


Die Band positionierte sich bereits durch ihr Debüt Deaf Dumb Blind im Jahr 1993 als Pionierband für den damals gerade beginnenden Crossover-Trend zwischen Rap und Metal und handelten sich mit dem Song Nigger direkt einen handfesten Rassismus-Skandal ein. Das eigentlich anti-rassistisch motivierte Lied wurde, nachdem es auf M-TV und VIVA gelaufen war, scharf kritisiert und der Band wurde eine Nähe zu rechtem Gedankengut  unterstellt. Clawfinger konnerteten mit der Veröffentlichung Braindead auf einem Stockholmer Antifa-Sampler und wiesen auf den tatsächlichen Charakter des Nigger-Tracks hin. Kurz darauf erschien The Truth in der Rotation und die Band wurde auch über ihre Heimat hinaus bekannt. Sie tourten mit Bands wie Die Krupps, deren Song To the Hilt von Clawfinger remixed wurde, sowie mit Alice in Chains, Pantera und Anthrax.

Use your Brain erschien zwei Jahre später, 1995, und griff den Stil von seinem Vorgänger ziemlich unverändert wieder auf (böse Zungen sprechen von "keine Weiterentwicklung). Do What I Say wurde neben Pin me down einer der Radio- und Videohits des Albums. Besonders einprägsam brennt sich dabei die eingangs zitierte Zeile ins Hirn, die von den Brüdern Cederic und Sebastian St. Just erst gesungen und später auch geschrien wurden. Stellt sich die Frage, warum sie eigentlich bestimmen wollen, was alle zu tun haben? Das Lied stellt die Konflikte zwischen Eltern und Kindern während der Erziehung dar - das ständige "tu dies, tu das" der Eltern:

    Don't do this don't do that
    Don't you ever talk back
    Don't speak with food in your mouth
    Just keep quiet while the grown ups are talking
    I'm not being mean I'm just being fair
    It's just because I really care
    You know that I love you
    But shut your mouth you just have to do what I say

Laut Wikipedia-Artikel und der darin angegebenen Quelle haben die Musiker den Kindern erzählt, sie hätten ihre Gameboys verkauft, um sie richtig wütend zu machen und die für den Refrain nötige Wut in den Stimmen zu erreichen -hat geklappt.

18 August 2021

1987 - Desireless - Voyage, voyage

Das musikalische Jahr 1987, der Autor dieser Zeilen wurde in dem Jahr 17 Jahre alt, wurde definitiv französisch geprägt und alle, der was auf sich hielten und modern waren, sangen damals laut mit bei den beiden Superhits Ella elle l'a von France Gall und Voyage, voyage von einer Sängerin mit dem mysteriösen Namen Desireless - jeder und jede konnten den Refrain singen, egal ob sie französisch konnten oder nicht. Ich konnte es nicht und kann es bis heute nicht, entsprechend wird das, was ich damals gesungen habe, wohl wenig Sinn gemacht haben; aber who cares?

Allein, dass diese Titel bis in die Spitze der deutschen Charts stiegen und sich dort hielten, war für die damalige Zeit schon bemerkenswert - waren die Charts ansonsten doch eher geprägt von Konservenpop aus den USA, Großbritannien und Australien. Es war die Zeit, als das Produzententrio Stock-Aitken-Waterman Musiker wie Rick Astley oder Mel & Kim in die Rotation schickten, und in der Michael Jackson mit seinem Album Bad den Smooth Criminal gab. Madonna lieferte ihre Single La Isla Bonita ab, die Bangles hatten mit Walk like an Egyptian einen Hit und die Elektropopper Pet Shop Boys sangen It's a Sin. Und mittendrin zwei Sängerinnen in der Tradition des französischen Chanson, bei Desireless in Form des damals populären Synthpop. Aber nicht nur das: Voyage, voyage hielt sich von Juli bis Dezember in den Charts und war damit die am längsten in der deutschen Hitparade vertretene und die am häufigsten verkaufte Single des Jahres. Zugleich toppte sie in Österreich, Belgien, Dänemark und weiteren Ländern; in ihrer französischen Heimat schaffte sie es allerdings "nur" auf Platz 2.

Bis heute weiß ich übrigens nicht, ob man den Namen Desireless, den sich die Sängerin Claudie Fritsch-Mentrop gab, deutsch oder französisch ausspricht. Und was sie singt? - es geht um die Freiheit beim Reisen um die Welt. Desireless entführt uns nach Indien an den Ganges, an den Fujiyama in Japan und an den Amazonas ebenso wie in die Sahara.

    Voyage, voyage, plus loin que la nuit et le jour, Voyage, voyage, dans l’espace inouî de l’amour.

Mehr Infos:
.... im deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zur Sängerin
.... zu Cover-Versionen auf cover.info

17 August 2021

2014 - The Dead South - In Hell, I'll Be in Good Company

In Hell, I'll Be in Good Company - ein Song, der so heisst, muss und will gehört werden; und das lohnt sich. Nach einem eingängigen Intro aus Pfeifen und Bassbegleitung folgt ein Hybrid aus Bluegrass- und Folk(rock), der vor allem bei youtube seine Fans fand. Das offizielle Video wurde dort bi heute fast 260 Millionen mal abgerufen und entwickelte auch ein Eigenleben: zahlreiche Fans drehten ihre eigene Version des Videos und luden sie hoch.


Das Lied erschien 2014 auf dem Debutalbum der kanadischen Band The Dead South, Good Company, bei dem Label Devil Duck Records. Die Band startete als Liveband und spielte nach eigenen Aussagen als "rockin' stompin' bluegrass band", wobei sie häufig satirische Texte zu rock-angehauchter Folkmusik produzierte. Good Company enthält dabei einige Perlen und ist als Gesamtalbum nicht zu verachten - was auch auf die beiden Folge-Alben Illusion & Doubt und Sugar & Joy zutrifft. Sie selbst bezeichnen sich ironisch als die bösen Zwillinge von Mumford & Son.

Einer der größten Fans des Titels ist übrigens William Shattner, der als Darsteller von Captain Kirk im Raumschiff Enterprise bekannt wurde. Shattner ist auch Musiker und veröffentlichte 2020 sein Album The Blues, auf dem er zahlreiche Blues(rock)-Klassiker neu interpretiert. Hier reiht er In Hell, I'll Be in Good Company als jüngsten Titel neben Klassikern wie Sweet Home Alabama, Route 66 oder Mannish Boy ein und setzt ihm ein frühes musikalisches Denkmal.

Mehr Infos:

16 August 2021

1955 - Bobby Charles - Later Alligator

Das Lied See You Later, Alligator von Bill Haley & his Comets gehört wahrscheinlich zum Standard-Repertoire der Liebhaber von Rock'Roll-Songs der 1950er. Die Single aus dem Jahr 1956 wurde millionenfach verkauft und stieg sowohl in den USA wie auch in etlichen Ländern Europas bis in die Top10 der jeweiligen Charts. Es wurde sein größter Hit nach Rock Around the Clock, mit dem er bereits 1954 die Charts erstürmte und seinen Namen untrennbar mit der Geschichte des Rock'n Roll verband. Was allerdings kaum jemand auf dem Schirm hat: Beide Songs sind Coverversionen von Titeln, die jeweils kurz vorher erschienen sind.

Konzentrieren wir uns  auf See You Later, Alligator, stellen wir fest, dass das Lied bereits 1955 zum ersten Mal als Rythm-&-Blues-Titel aufgenommen und veröffentlicht wurde - der Interpret und Autor war ein Musiker namens Robert Guidry, bekannt als Bobby Charles, dessen Demo-Version als Single mit dem verkürzten Titel Later Alligator erschien. Guidry hatte das Lied bereits als 14-Jähriger geschrieben und auf Empfehlung seines Plattendealers bekam er einen Plattenvertrag bei Leonard Chess und dessen Chess Records, womit er der erste Weiße mit einer Veröffentlichung bei diesem ansonsten "schwarzen Label" wurde.

Bill Haley griff den Titel auf und machte ihn zum Mega-Hit, danach wurde er von zahlreichen weiteren Musikern gecovert. Auch Bobby Charles legte nach dem Erfolg von Bill Haley nochmal nach und konnte auch das Original in die Charts bringen.



Mehr Infos:
.... zu Cover-Versionen bei cover.info

1979 - Motörhead - Bomber

Zu Motörhead braucht man eigentlich nicht viel zu sagen - die Band um den eigenwilligen Frontman Lemmy Kilmister ist schon lange in die Musikgeschichte eingegangen und hat den Heavy Metal ebenso beeinflusst wie den Punkrock und die Rockwelt schlechthin. Das Credo:

    "We are Motörhead and we play Rock'n Roll"

Lemmy gründete die Band 1975, nachdem ihn die Speedrocker Hawkwind,  bei denen er seit 1971 als Bassist aktiv war, nach einer Drogengeschichte gefeuert haben: Lemmy wurde wegen Besitz von Amphetaminen an der mexikanischen Grenze festgehalten und durfte nur gegen Kaution in die USA. Mit seiner neuen Band krempelte er innerhalb von wenigen Jahren die Rockmusik um, Motörhead wurde eine der zentralen Bands der Musik der härteren Machart und lieferte einien Klassiker nach dem anderen. Der bekannteste Song der Band, Ace of Spades, wurde zur Metalhymne und gemeinsam mit dem Snaggletooth zum Markenzeichen der Band.

Bomber erschien 1979 auf dem gleichnamigen Album, das nach Overkill das zweite kommerziell erfolgreiche der Band wurde. Mit Eddie Clarke an der Gitarre und Phil Taylor, Spitzname "Philthy Animal" rockte sich die Band durch das Album und den Song, in deren Mittlpunkt der deutsche Weltkriegsbomber He 111 stand, der auch das Cover des Album zierte.

Inspiriert durch den gleichnamigen Roman Bomber von Len Deighton über einen fehlgeleiteten Luftangriff der britischen Luftwaffe auf Deutschlang schrieb Lemmy seinen Text zu Bomber und damit seinen ersten Song zu einem Kriegsthema, dem etliche weitere folgen sollten. Ein großer Aluminium-Nachbau des Bombers wurde mit auf die Tour genommen und war wahrscheinlich ein ziemlicher Hingucker.

Mehr Infos:
.... zu Cover-Versionen bei cover.info

2021 - Måneskin - Zitti e buoni

Bereits im Vorfeld des Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam wurde der Song der italtienischen Band Måneskin bei den Wetten zum Gewinner hoch gehandelt, obwohl er als Hardrock-Song für die Veranstaltung doch recht untypisch war. Måneskin hatten mit dem Titel Zitti e buoni bereits vorher beim San-Remo-Festival teilgenommen und dieses gewonnen, als Sieger hatten sie die Chance, Italien beim ESC zu präsentieren - was sie dann auch taten.Und auch hier konnten sie dann den Sieg erringen und sich gegen die meist eher schlageresken Rivalen durchsetzen - verdient, wie der Autor dieser Zeilen meint, der ansonsten um den Song Contest eher einen großen Bogen macht.

Untypisch ist auch der Name der Band, der wenig italienisch anmutet. Måneskin ist dänisch und bedeutet "Mondschein", gewählt wurde er von der Band aufgrund der dänischen Herkunft der Bassistin Victoria de Angelis. Die Mitglieder:innen gingen gemeinsam zur Schule und gründeten sich als Schulband, 2017 machten sie bei der italienischen Version der Castingshow X Factor mit und erreichten dort den zweiten Platz im Finale. Mit einer EP und zwei Alben starteten sie dann ihre Karriere, die durch den Sieg in Rotterdam nochmal an Speed zunimmt: Måneskin sind beliebt beim Publikum, qu(e)erbeet - noch in Rotterdam sahen sie sich dem Vorwurf ausgesetzt, bei der Veranstaltung Drogen zu nehmen (was bullshit war) und bei einem Konzert in Polen setzten sie durch einen Kuss zwischen dem Sänger Damiano David und dem Gitarristen Thomas Raggi ein Zeichen gegen die schwulenfeindliche Politik der polnischen Regierung.

Der Text von Zitti e buoni drückt die Wut und Rebellion der jungen Generation gegenüber dem Unverständnis und der Geringschätzung aus, die ihnen von Älteren entgegengebracht werden. Er fordert dazu auf, das eigene Anderssein zu verteidigen:

    Siamo fuori di testa, ma diversi da loro - Wir sind verrückt, aber anders als sie

Mehr Infos:
.... im deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zur Band

1976 - Red Sovine - Teddy Bear

Geschrieben von den Songschreiben Billy Joe Burnette, Tommy Hill und Dale Royal wurde der Teddy Baer für den im amerikanischen Raum vor allem in den 1960er Jahren durch Truckersongs bekannten Sänger Red Sovine zu dessen größten Hit. Seine erzählenden und weitgehend gesprochen vorgetragenen Titel wie etwa dem Giddy Up Go, Little Joe, Rubber Duck und vor allem Phantom 309 hatten Sovine den Ruf als "King of the Narrations"  eingebracht. Er war damit als Stimme für den "Teddy Baer" prädestiniert, auch wenn er nach Ansicht des Chefs der Plattenfirma Cedarwood, Bill Denny, dafür eigentlich bereits zu alt war. 

Dale Royal, der sich entgegen der Meinung seines Bosses für Sovine als Interpreten für seinen Song entschied, sollte Recht allerdings behalten: Teddy Baer stieg nach seiner Veröffentlichung 1976 bis auf Platz 1 der Billboard Country Charts und brachte Sovine eine Goldene Schallplatte ein.

Bekannt ist das Lied den meisten im deutschsprachigen Raum allerdings eher durch die tränendrüsenstimulierende deutsche Version des aus Österreich stammenden Schlager- und Countrysängers Jonny Hill. Sein Teddybär Eins-Vier erschien 1979, vier Jahre nach dem Original, im Rahmen einer Sammlung von deutschen Versionen bekannter Country-Songs und wurde über die ZDF-Hitparade zum wohl größten Erfolg und Evergreen des Sängers. Kaum jemand konnte die Tränen unterdrücken, wenn Jonny Hill, eigentlich Ferenc Gillming, zu seiner Gitarre die Geschichte von dem kleinen Jungen im Rollstuhl erzählte, der seine Tage damit verbrachte, mit dem CB-Funk seines verstorbenen Vaters LKW-Fahrer anzufunken und damit einen Fahrer erreichte, der ihm den schönsten Tag im Leben bescherte:

    Ja einer nach dem andren fuhr eine Runde mit Teddybär
    18 mal die Straße runter und 18 mal auch rauf
    Ich war ganz als letzter dran und trug ihn auch wieder hinauf
    Ich hab noch nie ein Kind gesehen, dass so restlos glücklich war
    Und seine Augen strahlten, es war einfach wunderbar


Natürlich haben weitere Künstler den Song aufgegriffen und gecovert. In den Niederlanden erschien bereits 1976 eine Version vom Teddy Beer mit niederländischem Text, der es in die dortigen Charts schaffte, und in den Vereinigten Staaten bedienten sich etwa die bekannten Sänger Boxcar Willie und Ferlin Husky an dem Material. Gunter Gabriel coverte 2004 die deutsche Version des Liedes.

Mehr Infos:
.... zu Cover-Versionen bei cover.info


Empfehlung zum Weiterlesen